Der „obere“ Bahnhof Neusiedl am See – damals und heute:
„Achtung, bitte zurücktreten! Zug fährt ein!“
Ende des 19. Jahrhunderts bemühten sich die Neusiedler, allen voran Ziegeleibetreiber, und Seewinkler Gutshofbesitzer, um einen Anschluss an das Bahnnetz. Am 7. November 1896 erfolgte die ungarische Konzessionserteilung für die „Neusiedler-See Local Eisenbahn“ (Neusiedl - Frauenkirchen - Pamhagen), finanziert ab 18.03.1897 durch die Neusiedler „Seebahn-Actien-Gesellschaft“. Die Trasse führte über den „Einserkanal“ nach Esterhaza-Fertöszentmiklos, wo sie an die „Raab-Ödenburger-Eisenbahn“ angeschlossen werden sollte. Ab 10.02.1897 wurde eine weitere Trasse, Wulkaprodersdorf - Eisenstadt – Neusiedl - Parndorf - Pressburg errichtet und von der „Ödenburg-Preßburger Localbahn-Aktien-Gesellschaft“ finanziert.
In Neusiedl wurde die Errichtung von zwei Stationen mit Bahnhofsgebäuden genehmigt: Eine „obere“ Haltestelle (heute Bahnstraße 30) und eine „untere“ Haltestelle an der Neusiedler Seebahn (heute „Bahnhof Bad Neu-siedl“, Seestraße/Einfahrt Bundesschulstraße).
Nachdem erst am 20.03.1897 der Spatenstich erfolgt war, konnten schon am 19. Dezember 1897 die Trasse „Eisenstadt-Pressburg und eine Woche später die Neusiedler Seebahn eröffnet werden“. Mit den Festgästen rollte der Zug mit einer „Fahrtgeschwindigkeit von 23 km/h“ in den neuen „oberen“ Neusiedler Bahnhof ein.
Eine dritte Bahnstation wurde für die Dauer des I. Weltkrieges in der Unteren Hauptstraße als „Zubringerbahnhof“ für das zu der Kaserne gehörende Internierungslager errichtet.
Kriegsbedingt wurden z. B. „1917 auf der gesamten Linie ca. 500.000 Personen und ca. 300.000 t Güter“ durch den oberen Bahnhof befördert.
Weil der Neusiedler Bahnhof immer mehr zu einer Drehscheibe für die Tagespendler aus dem Seewinkel wurde, wurden ab dem Sommer 2014 ca. 17 Millionen Euro in die Sanierung und Neuerrichtung des „oberen“ Bahnhofs investiert.
Heute werden den Bahnkunden am Neusiedler „Hauptbahnhof“ „Barrierefreiheit, Aufzüge, überdachte Bahnsteige, zwei Park&Ride Anlagen für 300 Auto- und 150 Fahrradstellplätzen,“ usw. geboten. Die Investition war dringend notwendig. Die Statistik zeigt, dass im Jahr 2019 834.000 Bahnkunden gezielt die „Neusiedler-Seebahn“ nutzten und somit vor allem den „Hauptbahnhof Neusiedl am See“ an- bzw. durchfuhren.